Gesunde Pflanzen und optimales Umfeld gefragt
Neben einem gesunden und ausgewogenen Pflanzenbestand ist es bei der Silagebereitung besonders
wichtig, die Voraussetzungen für eine kontrollierte und rasche Milchsäuregärung zu gewährleisten.
Die Wintermonate bieten sich häufig an, um
die abgelaufene Erntesaison Revue passieren zu
lassen. Die qualitative Beurteilung der produzierten
und zur Fütterung vorgelegten Grassilage
lässt zahlreiche Rückschlüsse zu. Ziel soll
es sein, den Grünlandbestand und das Erntemanagement
kontinuierlich zu verbessern,
denn eines gilt mehr denn je: Nur einwandfreies
Grundfutter, wie qualitativ hochwertige
Grassilage, kann den wirtschaftlichen Erfolg eines
viehhaltenden landwirtschaftlichen Betriebes
sichern.
Die Silagequalität wird neben der Beachtung
der Silierregeln und dem optimalen Einsatz
der verfügbaren Siliertechnik von der botanischen
Zusammensetzung des Mähgutes stark
beeinflusst. Auf einen idealen Pflanzenbestand
ist somit durch eine regelmäßige Nachsaat mit
standort- und nutzungsangepassten Grünlandmischungen
zu achten.
Erntegut: Vergärbarkeit einschätzen
Sehr gut silierfähig sind Bestände mit einem
Gräseranteil von mindestens 60 %. Ausschlaggebend
hierbei sind der höhere Zuckergehalt
und die damit verbundene bessere Vergärbarkeit
vieler Gräserarten (siehe Tabelle 1).
Tabelle 1 : Idealer Pflanzenabstand
Anteil im Bestand % | Artengruppe |
60 - 80 | Gräser |
10 - 20 | Leguminosen |
10 - 20 | Kräuter |
Die Silierfähigkeit von Leguminosen und Kräutern
ist nicht nur aufgrund des niedrigeren Zuckergehaltes
schlechter. Sie beinhalten darüber
hinaus Eiweißverbindungen und gehäuft Mineralstoffe wie Magnesium, Kalium und Kalzium,
die eine gewünschte rasche Ansäuerung
der Grassilage abpuffern können. Das Verhältnis
von Zuckergehalt (Z) zur Pufferkapazität
(PK), welche in g Milchsäure/kg Trockenmasse
(TM) gemessen wird, sollte dabei möglichst
hoch sein. Der daraus resultierende Z/PK-Quotient
gibt darüber Auskunft, um welchen Faktor
die Zuckermenge in der Silage größer ist als die
zum Ansäuern notwendige Milchsäuremenge.
Zudem spielt der TM-Gehalt eine entscheidende
Rolle, denn mit dem Anwelkgrad verbessert
sich die Vergärbarkeit. Als Kennzahl, die alle
diese Parameter miteinbezieht, kann der Vergärungskoeffizient
(VK) herangezogen werden
(siehe Tabelle 2).
Tabelle 2: Kennzahlen der Vergärbarkeit nach DLG, 2006
Futtermittel | TM % | Zucker G/KG TM | PK G MS/KG TM | Z/PK-Quotient | VK |
Weidelgräser - frisch | 20 | 173 | 52 | 3,3 | 47 |
Weidelgräser - angewelkt | 35 | 173 | 52 | 3,3 | 62 |
Sonstige Gräser - frisch | 20 | 92 | 55 | 1,7 | 33 |
Sonstige Gräser - angewelkt | 35 | 92 | 55 | 1,7 | 48 |
Luzerne - frisch | 20 | 65 | 74 | 0,9 | 27 |
Luzerne - angewelt | 35 | 65 | 74 | 0,9 | 42 |
Um die bessere Vergärbarkeit angewelkter Futtermittel
auszunutzen, ist die Einschätzung des
TM-Gehaltes in der Praxis besonders wichtig.
Der Anwelkgrad sollte zwischen 30 % und 40 %
TM liegen. Die Zuckerkonzentration wird so angehoben
und das Erntegut ist leichter vergärbar.
Zudem bleibt ab einem TM-Gehalt von 30 % die
Bildung von Gärsaft aus, was zur Minimierung
der Nährstoffverluste bei der Futterkonservierung
beiträgt. Ab 40 % TM steigt hingegen das Risiko für Schimmelbildung und Nachgärung bei der Ernteentnahme. Die Durchführung der Wringmethode hilft bei der Einschätzung des Anwelkgrades (siehe Tabelle 3).
Der Erntezeitpunkt und die Häcksellänge des Siliergutes sind weitere Parameter, die den Siliererfolg und die Qualität maßgeblich beeinflussen können. Sofern es die Witterung zulässt, gilt grundsätzlich, dass der Bestand im Ähren- und Rispenschieben des Leitgrases (Rohfaser < 270 g/kg TM) gemäht und in weiterer Folge gehäckselt werden soll. Denn je kürzer das Mähgut, desto leichter lässt es sich auch verdichten und die Gefahr von Fehlgärungen sinkt.
Tabelle 3: Wringmethode
Methode | TM-Gehalt % | Bezeichnung |
Kräftiger Händedruck: Austritt von Pflanzensaft; Futterknäuel bleibt nach dem Auspressen geschlossen. | 20 - 30 | Nasssilage bzw. leichte Anwelksilage |
Auswinden: kein Saftaustritt; gepresstes Futterknäuel geht wieder auf. Stängel sind noch grün. | 30 - 40 | optimale Anwelksilage |
Auspressen und Wringen: Hände bleiben trocken. Futter lässt sich schwer mit Gabel stechen. | 40 - 50 | starke Anwelksilage |
Grundsätze der Silierkette
Ein Fahrsilo muss so schnell wie möglich befüllt, gewalzt und luftdicht abgeschlossen werden. Der Walztraktor sollte dabei mindestens 1/3 der stündlichen Einfuhrmenge wiegen. Als Faustregel kann angenommen werden, dass 1 m3 Erntegut (35 % TM) im Ladewagen rund 200 kg und im Häcksler rund 150 kg wiegen. Die Walzschicht sollte dabei mindestens 2-mal überfahren werden und eine Höhe von 30 – 40 cm nicht überschreiten. Beim Abdecken sollte darüber hinaus auf Unterziehfolien und Schutzgitter nicht verzichtet werden. Die Bildung von CO2 Gashauben unter der Folie deutet auf eine gute Abdichtung und eine rasche und gute Milchsäuregärung hin. Obwohl es aufgrund der Sauerstoffzufuhr für den Gärprozess ungünstig ist, ist ein Nachfüllen des Silos häufig notwendig. Besonders wichtig ist, dass erst der folgende Schnitt nachsiliert wird und dabei das angewelkte Futter mehr als 30 % TM aufweist. Denn auftretende Gärsäfte bei nassen Silagen können die bereits vergorene Silage hauptsächlich durch eine Buttersäuregärung verderben lassen. Bei der Erzeugung von Silageballen sollte der Ballen 6-fach mit der Stretchfolie umwickelt werden, um eine stabile Sauerstoffbarriere zu gewährleisten. So ist mit einem optimalen
Gärverlauf und einer stabilen Grassilage nach spätestens 5 – 6 Wochen zu rechnen.
Gärschädlinge in Schach halten
Für eine rasche Vergärung von angewelktem Grünfutter hin zu qualitativ hochwertiger Silage sollen die auf dem Erntegut natürlich vorkommenden Milchsäurebakterien sorgen. Zucker wird dabei zu Milchsäure vergoren, die zur gewünschten pH-Wert Absenkung (Optimalbereich 4,2 – 4,8) führt. Besonders Verschmutzungen können zur Etablierung von Buttersäurebakterien (Clostridien) und Essigsäurebildnern (Colibakterien) in der Silage führen und sollen daher unbedingt vermieden werden. Buttersäure im Futter ist generell unerwünscht, da sie unangenehm schweißig stinkt und die Fresslust der Tiere erheblich senkt. Essigsäure, welche stechend riecht, ist bis zu einem gewissen Anteil gewünscht, da sie die Aktivität von Hefen hemmt und so einer Silonacherwärmung entgegenwirkt. Weiters sind Fäulnisbakterien, die Proteine im Futter abbauen und Schimmelpilze unerwünscht (siehe Tabelle 4).
Tabelle 4: Umweltansprüche von Milchsäurebakterien und bedeutender Gärschädlinge
Mkroorganismen | Sauerstoffbedarf | Optimaler | Optimale | ||
Ja | Falkultativ | Nein | pH-Wert | Temperaturen in °C | |
Milchsäurebakterien | x | 3 - 4,5 | 15 - 25 | ||
Buttersäurebakterien | x | 4 - 5 | 30 - 40 | ||
Essigsäurebakterien | x | 4,5 - 6 | 25 - 35 | ||
Hefen | x | 2,5 - 4,5 | 20 - 45 | ||
Fäulnisbakterien | x | 5 - 7 | 20 - 45 | ||
Schimmelpilze | x | 2,5 - 7 | 20 - 45 |
Eine weitere wichtige Rolle in der Silageproduktion spielt Nitrat. Denn bei Gehalten unter 1 g/kg TM kann die Buttersäurebildung angekurbelt werden.
Bei der Silageentnahme ist der Vorschub besonders entscheidend. Im Winter sollte dieser 1 – 1,5 und im Sommer 2 – 2,5 m pro Woche betragen. Ansonsten kann die Aktivität der Hefen durch die andauernde Luftzufuhr in der Silage ansteigen. Durch den Abbau von Milchsäure steigt auch der pH-Wert, wodurch wiederum Fäulnisbakterien und Schimmelpilze gefördert werden können.
Untersuchung: Fütterung optimieren
In der Milchviehhaltung betragen die Futterkosten über 50 % der gesamten variablen Kosten. Neben der sensorischen Prüfung ist die Futteranalyse mit anschließender Rationsberechnung ein wichtiges Instrument zur Optimierung der Fütterung. Besonders gilt es, eine repräsentative Mischprobe aus 6 – 8 Einzelproben von unterschiedlichen Stellen und Schichten zu ziehen. Unter dem Aspekt der höheren Nährstoffverluste an Oberflächen und Randschichten sind diese zu meiden.
Für die Ziehung der erforderlichen 1,5 kg Probenmenge empfiehlt sich ein geeigneter Probenbohrer. Nach der Entnahme sollen Silagen aufgrund ihres hohen Wassergehaltes vor Licht und Luft geschützt und dementsprechend verpackt werden. Sofern keine Vakuumiermaschine zur Verfügung steht, eignen sich Tiefkühlsäcke sehr gut, aus denen die Luft mittels Staubsauger entzogen werden kann. Der Probesack ist in weiterer Folge luftdicht zu verschließen und möglichst rasch an das Futtermittellabor zu versenden. Neben der Grundanalyse, bestehend aus Trockenmasse, Rohprotein, Rohfett, Rohfaser, Rohasche und Energie (MJ NEL, ME), geben die Gärqualitätsanalyse und die mikrobiologische Analyse der Probe Aufschluss zur Silagequalität. Bei Problembetrieben bietet sich die Analyse der Mengen- und Spurenelemente an. Zur weiteren Präzisierung der Versorgung von Wiederkäuern mit „Struktur“ bietet sich die Untersuchung der pflanzlichen Gerüstsubstanzen (Hemizellulose, Zellulose und Lignin) an (siehe Tabelle 5).
Tabelle 5: Kennzahlen zur Grassilage
Qualitätsparameter | Toleranz | Maßnahmen |
Trockenmasse in % | 30 - 40 | mäßig anwelken |
Trockenmassegehalt in kg/m3 | über 200 | häckseln, verdichten |
Rohfasergehalt % in der TM | 23 - 26 | Schnittzeitpunkt im Ähren- und Rispenschieben |
Rohasche % in der TM | unter 10 | Rasierschnitt vermeiden |
Energiegehalt im MJ NEL je kg TM | > 5,8 | Gräseranteil über 60 % |
Zuckergehalt % in der TM | 8 - 12 | Gräseranteil, Schnittzeitpunkt, Anwelken |
Rohprotein % in der TM | 15 - 18 | N-Düngung, Schnittzeitpunkt |
NH4-N zu Geamt-N in % | unter 8 | rasche pH-Absenkung, Sauerstoff meiden |
pH-Wert | < 4,5 (TM abhängig) | Förderung der Milchsäuregärung |
Milchsäuregehalt g je kg TM | > 20 | TM-Gehalt einhalten, gute Verdichtung |
Essigsäuregehalt g je kg TM | 10 - 15 | Nasssilage meiden |
Buttersäuregehalt g je kg TM | unter 3 | Verschmutzung meiden |
Clostridien in 1.000 je kg Futter | weniger als 10 | Verschmutzund meiden |
Schimmelpilze in 1.000 je g Futter | weniger als 10 | ausreichend verdichten, Vorschub beachten |
Hefepilze in 1.000 je g Futter | weniger als 100 | Rasierschnitt meiden |
Kompetente Beratung
Die Grundfutterbereitung und Fütterung sind komplex. Die Kammern für Land- und Forstwirtschaft bieten unter anderem Beratungen zu den Themenschwerpunkten „Grünlandbewirtschaftung“ und „Fütterung“ an. Nähere Infos auf der Homepager der Landwirtschaftskammer Österreich.
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